Kapitel 35
Lucien
Er grunzte und trank seinen Drink in einem Zug. Welle um Welle der Eifersucht überflutete ihn, während er vor Wut kochend noch einen starken Drink trank. Verdammt, die Frau. Musste sie sich vor seinen Kollegen zur Schau stellen?
Die Leute, mit denen er sich bewegte, hatten keine Hemmungen, die Partner zu wechseln. Verdammt, dachte er und kratzte sich die von Haaren aufgeraute Brust, er hatte es selbst schon so oft getan.
Sein Club war für solche Stelldicheins berüchtigt, lächelte er zynisch; es war eine sichere Einnahmequelle. Aber während er in der Vergangenheit nie gezögert hätte, frei über eine Frau zu sprechen oder zweimal nachzudenken, bevor er sie seinen Freunden erzählte, weckte etwas an Proserpina den Teufel in ihm: Er wollte sie nur für sich behalten. Sie hatte eine Unschuld, eine unberührte Frische, die ihn vom ersten Augenblick an angezogen hatte, als er sie sah. Sie war so anders als die abgestumpften Frauen, die er in seinem Umfeld traf, mit ihren Schmollmund, verführerischen Blicken und Mätzchen, die immer darauf erpicht waren, ihm an die Wäsche zu gehen, wenn es ihr Leben weiterbrachte.
Die junge Proserpina hatte seine Bekannten nie zuvor getroffen, dafür hatte er gesorgt. Dafür hatte Lucien Delano gesorgt, indem er sie versteckte, nur für sich. Es gefiel ihm nicht, dass er sie ihnen jetzt preisgegeben hatte, und das war ein ungewohntes Gefühl für ihn, dieses Beschützerinstinkt, die Eifersucht, die ihn überkam, als er die bewundernden, lasziven Blicke auf den Gesichtern der Männer im Raum sah.