Kapitel 36 - Alice
Alice hatte sich so lange in diesem Bett hin und her gewälzt, dass sie nicht mehr sagen konnte, wie spät es war, aber es war ganz sicher noch Nacht, denn die Sonne schien noch lange nicht aufzugehen, als sie auf der anderen Seite des Fensters stand. Immer wieder hämmerten Massimos Fragen in ihrem Kopf herum und verbreiteten nicht nur Angst in ihrem ganzen Körper, sondern ließen sie auch vor Schuldgefühlen ersticken.
In der Dunkelheit ihres Zimmers konnte sie nur beten, dass er Gnade walten lassen würde, nachdem er ihren emotionalen Zustand gesehen hatte, und die Sache auf sich beruhen lassen würde. Andernfalls würde sie ihm erneut gegenübertreten müssen, mit Lügen auf der Zunge, kaltem Schweiß im Gesicht und trockener Kehle …
Alice konnte die Folter, die ihr Verstand ihr auferlegte, nicht länger ertragen und stand abrupt auf, ohne sich auch nur darum zu kümmern, dass die Decke zu Boden fiel. Sie zog ihre Hausschuhe an und verließ das Zimmer, so wie sie war, in einem Nachthemd, das ihr bis zu den Knien reichte. Die Frühlingsluft war in letzter Zeit immer wärmer geworden, und genau das empfing sie, als sie den Flur entlangging, was sie nur noch durstiger machte. Alice hoffte nur, dass es das war, was sie brauchte, um in dieser Nacht wenigstens ein paar Minuten Schlaf zu bekommen, indem sie etwas Zeit in der Küche verschwendete.