Kapitel 2 Verlasse den Mann
Fünf Jahre später in einem renommierten Krankenhaus in Moranta.
Sasha präsentierte den anderen medizinischen Experten im Besprechungsraum in fließendem Französisch die Fallstudie eines Patienten. Das kurze Haar passte zu ihrer zarten Haut und ihren Gesichtszügen und betonte ihre hellen Augen wie ein Paar funkelnder Edelsteine.
„Es tut mir leid, Dr. Nancy, aber wollen Sie damit sagen, dass diese Patientin keine Operation braucht? Sie schlagen vor, dass wir Akupunktur anwenden sollten?“ Sasha blätterte durch den medizinischen Bericht und schenkte den medizinischen Experten ein selbstbewusstes Lächeln. „Wenn Sie meiner Meinung vertrauen, dann ja.“ Sie war jetzt Dr. Nancy Wand, ein Deckname, den sie vor fünf Jahren angenommen hatte. Damals hatte die Gynäkologin den Hayes ihren Tod mitgeteilt, nachdem sie sie vor dem Tod gerettet hatte.
Sasha würde lieber sterben, als in die Hayes-Residenz zurückzukehren; dieser Ort war für sie ein Albtraum.
Später kam sie nach Moranta und ließ sich in diesem Land nieder. Innerhalb von fünf Jahren machte sie sich einen Namen als Ärztin, die sich auch auf Traditionelle Chinesische Medizin spezialisierte und dabei die Fähigkeiten nutzte, die sie von der Familie Wand geerbt hatte. Die Gedanken der medizinischen Experten schwankten, als sie ihre selbstbewusste Antwort hörten.
Doch Sasha hatte keine Zeit, auf ihre Antwort zu warten. Sie warf einen Blick auf ihre Uhr und verließ bald den Besprechungsraum. „Dr. Nancy, holen Sie Ihre Kinder wieder ab?“ „Ja.“
Während sie die Treppe hinuntereilte, begegnete sie einigen Kollegen und erwiderte ihre Grüße mit einem strahlenden Lächeln.
Sie wollte ihre Kinder unbedingt abholen. Zehn Minuten später im Kindergarten.
Der Eingang des Kindergartens war verlassen, als Sascha ankam. Da trottete ein kleines Mädchen mit Zopf fröhlich auf sie zu. „Mami, du bist endlich da! Ich habe so lange auf dich gewartet!“
Sie stieg sofort aus dem Auto. „Ich bin heute zu spät. Es tut mir leid, Vivi. Das nächste Mal werde ich nicht zu spät kommen. Kannst du mir verzeihen?“
Vivian würde ihrer Mama nie die Schuld für ihre Verspätung geben. „Es ist schon okay. Matt ist hier bei mir und er hat mir viele leckere Snacks mitgebracht! Schau, ich bin satt!“, sagte das kleine Mädchen und rieb sich den Bauch.
Ihre Worte erwärmten Saschas Herz.
Matt, Vivians Zwilling, war in der Tat ein sehr aufmerksamer kleiner Junge. Er kümmerte sich immer gut um seine jüngere Schwester. „Warum gehen wir nicht gleich los und suchen Matt?“ „Schon gut, Mama!“
Ein paar Minuten später fand Sascha ihren Sohn im Lehrerzimmer.
Sie war besorgt, als sie sah, dass er wieder einmal im Mittelpunkt stand, umgeben von den Lehrern. „Oh, mein Gott! Schau! Der Austauschschüler, der zu uns kommt, sieht wirklich genauso aus wie unser lieber Matteo!“ „Du hast Recht! Sieh dir das an!“ Einer der Lehrer brachte ein Foto neben Matteos Gesicht. Matteo warf einen Blick auf das Foto.
„Wie sehen wir uns ähnlich? Ist sein Gesicht so pausbäckig wie meines?“ „Also … nein.“
„Sieht er genauso bezaubernd aus wie ich, wenn er lächelt?“ Matteo beugte sich nach vorne und legte die Hände an sein süßes kleines Gesicht.
Die Lehrer brachen in Gelächter aus.
Bei näherem Hinsehen stellten sie jedoch fest, dass die beiden sich gar nicht so ähnlich sahen. Der fünfjährige Junge auf dem Foto verzog kein Gesicht; sein düsterer Gesichtsausdruck ließ ihn wie einen kleinen Erwachsenen aussehen. Für sie war Matteo definitiv süßer. „Matt, was machst du da?“, fragte Sasha, als sie die Interaktion zwischen ihnen sah. „Mama, du bist hier! Ich habe ja nichts gemacht.“
Als er die Stimme seiner Mutter hörte, reagierte er sofort und sprang strahlend vom Tisch. Matteo war schon immer ein fröhlicher Junge gewesen.