Kapitel 57
Gestern Abend im Auto zu sehen, wie Fay so zitterte – der Schock, das Trauma in jedem Muskel – war eines der schlimmsten Gefühle seines Lebens. Er runzelt die Stirn, als er jetzt daran denkt, an seine extreme Reaktion auf Fays körperliche Gefahr.
Er ist ein Mafiaboss, um Himmels willen, sagt sich Kent. Es ist ja nicht so, dass er nicht schon früher Menschen durch dieses Geschäft verloren hätte, dass er nicht fast täglich seine Lieben aufs Spiel gesetzt hätte. Was also war es an diesem Mädchen, das ihn bei dem Gedanken, dass sie in Gefahr war, so entsetzte?
Kent beißt die Zähne zusammen, die möglichen Antworten auf diese Frage sind ihm unangenehm. Er weiß, dass er sie auf körperlicher Ebene will – Gott, jeden Tag wird er mit dieser schrecklichen Tatsache konfrontiert. Aber dieses andere Gefühl, dieser … Beschützerinstinkt. Er schüttelt den Kopf, da er noch nicht bereit ist, sich damit zu befassen.
Stattdessen steht Kent schnurstracks von seinem Platz an der Stalltür auf und geht in Richtung Reitbahn.
Die Stunde neigt sich dem Ende zu. Der Trainer unterhält sich eifrig mit Fay, die von ihrem Platz auf dem Rücken des Wallachs zu ihm herablächelt. Als Kent sich an den Zaun der Eisbahn lehnt, schenkt ihm der Trainer ein warmes Lächeln.