Kapitel 6
„Dich beißen? Ich würde meinen Mund nicht einmal in die Nähe von so etwas Schmutzigem wie dir bringen.“ Jay hob kühl die Augenbrauen.
Er erhob sich aus dem schwarzen Lederdrehstuhl und näherte sich Lily Schritt für Schritt. Von seiner stattlichen Größe von 185 cm blickte er arrogant auf Lily herab.
„Also, Lily. Wie sollst du mir das zurückzahlen, was du vor fünf Jahren getan hast?“, fragte Jay finster.
Lilys Erinnerung an diese Nacht war kristallklar. Vor fünf Jahren hatte sie, mit etwas zusätzlichem Mut durch Alkohol, …
Sie hat den Mann unter Drogen gesetzt und dann ...
„Ich-ich habe Sie bereits entschädigt!“, versuchte Lily verzweifelt, den Tycoon zur Vernunft zu bringen.
Auf Jays immer dunkler werdendem Gesicht erschien ein Anflug von Ärger.
„Wie wär’s, wenn ich es dir zehnfach zurückzahle und du mit einem Mann schläfst, hm?“ Jay streckte die Hand aus und packte ihr kleines Kinn. Seine Wut war wie die eines schläfrigen Löwen, bereit, jeden Moment zuzuschlagen.
Lily sah das scharlachrote Aufblitzen in seinen Augen. Er sah aus wie ein Raubtier, und sie war vor Angst wie gelähmt.
"Was willst du?"
Jays Hand glitt zu ihrem Ausschnitt hinunter und er zerrte kräftig an ihrem Kleid aus Leinen-Baumwoll-Mischgewebe. Man hörte das Reißen des Stoffes.
„Lily, weißt du noch, wie du mich letztes Mal gedemütigt hast? Also, heute werde ich es verdoppeln.“ Seine böse Stimme flüsterte ihr ins Ohr: „Sag mir, was ist dein Typ Mann? Ich werde dafür sorgen, dass du zufrieden bist. Wenn einer nicht reicht, kann ich zwei haben.“
Lily spürte, wie jede Faser ihres Körpers von Jays kalter Wut zu Eis erstarren musste. Jedes seiner Worte war von der Freude an der Rache unterstrichen und fühlte sich an wie Messerstiche auf ihrer Haut.
du hasst! Lily, wie kannst du es wagen, mich zum Narren zu halten!“
„Ich möchte, dass du erfährst, wie es ist, mit jemandem Sex zu haben. Ich möchte dir zeigen, welche Konsequenzen es hat, wenn du mit mir spielst!“
Lily wurde auf das Sofa geschleudert, und dann presste sich Jays großer, hochgewachsener Körper gegen sie. Er packte sie am Kinn und zwang sie, ihn anzusehen.
Er nahm ein Obstmesser neben sich und hielt es bedrohlich nah an ihr Gesicht.
„Ich will dein Gesicht nie wieder sehen. Weil es mich krank macht. Ich werde dein Gesicht zerstören, dich in ein Bordell stecken und du wirst nie wieder das Tageslicht sehen.“
Ein boshafter Ausdruck breitete sich auf seinem Gesicht aus. „Ich möchte, dass du die Verzweiflung spürst, die ich empfunden habe.“
Die Klinge drang Stück für Stück in ihre Haut ein und Lily spürte einen stechenden Schmerz in ihrem Gesicht.
Sie starrte Jay mit verlorenem Blick an, lächelte dann aber traurig. „Du hasst mich so sehr?“, flüsterte sie.
Jays angewiderter Blick war mehr als ausreichend, um die Frage zu beantworten.
Lily schloss ergeben die Augen.
Wie dem auch sei! Wenn dies ihr Schicksal sein sollte, dann sei es so.
Während Lily auf ihr unausweichliches Ableben wartete, klingelte plötzlich ein Telefon.
Der Klingelton war das Lied „Red Spider Lily“, gesungen von Ella Severe. Ihre Stimme war ätherisch und wunderschön.
Lily und Jay zogen unbewusst gleichzeitig ihre Handys heraus. Jay warf ihr einen spöttischen Blick zu. „Es ist mein Handy. Warum suchst du deins?“
Lily war fassungslos. „Warum hat Jay Ellas Red Spider Lily als Klingelton eingestellt?“
In ihrem früheren Leben hat sie „Red Spider Lily“ nur auf der Abschlussfeier ihrer Universität gesungen und es wurde nur auf der Plattform der Universität aufgenommen. Hat er das Lied von dort heruntergeladen?
Jay holte sein Telefon heraus, aber der Bildschirm war nicht eingeschaltet.
Jay starrte Lily ungläubig an.
„Was, hast du auch meinen Handyklingelton geklaut?“, zischte Jay und sein hübsches Gesicht strahlte vor Wut.
Lily war für einen Moment sprachlos
Dieses Lied war schließlich eindeutig ihres. Wenn es jemand gestohlen hat, dann war es Jay.
Das Telefon klingelte unaufhörlich und Jay blaffte ungeduldig: „Geh ans Telefon!“
Lily zog mit zitternden Händen ihr Handy heraus und sah, dass „Little Lover“ versuchte, sie zu erreichen. In diesem Moment war Lily so nervös, dass ihr das Handy aus den Händen rutschte und auf den Boden fiel.
Sie geriet in Panik und bückte sich, um das Telefon aufzuheben, aber Jay packte es mit einem langen Arm, bevor sie es konnte.
„Kleiner Liebhaber?“
Als Jay die Anrufer-ID las, lächelte er spöttisch.
Lily war so ängstlich, dass ihr ganzer Körper steif war wie eine gespannte Bogensehne.
Sie befürchtete, dass Jay ans Telefon gehen und die Existenz seines anderen Sohnes Max entdecken würde.
Wie erwartet, nahm Jay den Anruf ohne zu zögern entgegen.
Lily reagierte schnell. Sie schoss wie eine Kanone hoch und prallte gegen Jay. Sie schnappte sich das Telefon und rief Max am anderen Ende der Leitung hastig zu: „Hilf mir!“ Dann legte sie so schnell sie konnte auf.
Jay stieß sie von sich, strich seine zerknitterten Klamotten glatt und ließ sich herablassend aufs Sofa fallen.
„Um Hilfe betteln?“ Sein Ton war leicht, aber voller Sarkasmus. „Ich freue mich darauf, deinen kleinen Liebhaber wiederzusehen. Vielleicht rettet er dich mit seinen drei Köpfen und sechs Armen vor mir!“
Lily klimperte traurig mit ihren langen Wimpern. Sie fragte sich, ob ihr Baby Max jetzt zusammenbrechen würde, nachdem es ihren Hilferuf gehört hatte.
Würde er sich dazu entschließen, die Polizei zu rufen?
Wenn er wüsste, dass seine Mama in Gefahr ist, könnte er sich dann um Mia kümmern?
Das war schließlich die einhellige Meinung der beiden!
„Lily, ich gebe dir einen Tag Zeit, damit dein Liebhaber dich retten kann“, sagte Jay plötzlich. „Wenn ihr fünf meiner größten Männer entkommen könnt, lasse ich die Sache auf sich beruhen. Ansonsten …“ Jays Augen leuchteten wie Flammen des Fegefeuers.
Lily schauderte und ihre Stimme zitterte vor Angst. „Was sonst?“
„Ihr könnt beide zusammen zur Hölle fahren“, knurrte Jay wütend.
Jay hob das Obstmesser vom Boden auf, und die spiegelnde Oberfläche warf einen kalten Lichtstrahl auf Lilys Gesicht. Auf ihrem Gesicht war bereits ein roter Streifen geronnenen Blutes zu sehen. Jay trat zielstrebig mit dem Messer in der Hand auf sie zu.
Lily bedeckte ihr Gesicht und schrie verzweifelt.
„Jay, wenn du mich tötest, wird unser Sohn dich für immer hassen!“
Das Obstmesser, das Jay in der Hand hielt, fiel mit einem lauten Klirren zu Boden. Plötzlich hallte Alex' Stimme immer wieder in seinem Kopf wider: „Ich will zu Mama! Ich will zu Mama!“
Alex war in seinen frühen Jahren nie ein gesprächiges Kind gewesen, aber drei von fünf Malen, wenn er den Mund öffnete, geschah es, um genau diese Worte auszusprechen. Manchmal schrie er diese Worte sogar im Schlaf.
Als die Erinnerungen durch Jays Kopf schossen, warf er gereizt das Messer beiseite, doch die Wut, die in ihm aufstieg, war nicht abgeklungen.
„Wie bist du qualifiziert, seine Mutter zu sein?“, zischte er. „Was hast du in den letzten fünf Jahren für ihn getan?“
Lily brach in Tränen aus. Jays schreckliche Anschuldigung zerriss ihr das Herz. „Keine Mutter dieser Welt würde ihr Kind jemals im Stich lassen“, schluchzte sie. „Wenn es keinen zwingenden Grund gäbe, wäre ich schon längst zurückgekommen, um ihn zu sehen!“
Das verbesserte seine Laune nicht. „Du bist einfach ein gieriger und feiger Schwächling“, knurrte er.
Lily hätte dem widersprechen können. Sie hatte die traurige Entscheidung getroffen, ihr erstes Kind auszusetzen, um den beiden anderen Babys eine Chance auf eine bessere Zukunft zu geben. Außerdem wusste sie, dass auch ihr erstes Kind gut aufwachsen würde, wenn es von der Familie Ares aufgenommen würde.
Allerdings handelte es sich dabei um Beschwerden, die sie niemandem mitteilen konnte.
„Ja, ich bin ein Weichei“, heulte Lily, legte ihren Stolz beiseite und ertrug die Demütigung um des Überlebens willen.