Kapitel 3 Geheimnisvoller Raum
Lin Luoran hat keine Zeit zu reagieren, als die Perle ihr Gesicht trifft … Wie knisterndes Feuerwerk sieht sie nur blitzende, blendende Lichtstrahlen. Lin Luoran schließt reflexartig die Augen.
Lin Luoran konnte die Tränen angesichts des hellen Lichts nicht zurückhalten. Es schien, als gäbe es keine andere Bedrohung. Sie versuchte, ihre Hände und Füße zu bewegen und schaffte es, ihre Augen zu öffnen. Die Szene vor ihr war so unglaublich.
Wo ist sie?
Sie steht auf einem Rasen. Diese Gräser wachsen wie verrückt und werden fast zwei Fuß hoch.
Es ist ein etwa einen halben Morgen großes Grundstück, dessen Fläche ein Blockhaus einnimmt. In der Ferne befindet sich ein kleiner Teich, aus dem im Frühling plätschert. Neben dem Teich wächst ein junger Baum, frisch und lebendig.
An dem Setzling hängt eine rote Frucht in Maulbeergröße, die vom Duft des Frühlings saftig aussieht.
Lin Luoran kneift sich fest in die Wange. Autsch!
Die Blockhütte steht noch, ebenso die sprudelnde Quelle. Lin Luoran bleibt im Gras stehen. „Das ist kein Traum. Alles vor ihr muss etwas mit dieser geheimnisvollen Perle zu tun haben“, vermutet Lin Luoran. „ Sie ist von Natur aus zäher als gewöhnliche Mädchen, sonst hätte sie all diese schwierigen Jahre nicht überstanden. Daher ist Lin Luoran ziemlich ruhig, wenn sie auf solche übernatürlichen Dinge trifft.“
Mit dem Gedanken, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen, beschließt Lin Luoran, diesen geheimnisvollen Ort zu erkunden.
Sie denkt einen Moment nach, hebt dann einen Erdklumpen vom Boden auf und wirft ihn weg.
In einer schönen Kurve prallt der Erdklumpen etwa 30 cm vom Blockhaus ab. Das Blockhaus scheint durch einen unsichtbaren Schild geschützt zu sein.
Lin Luoran ist neugierig. Da nur der Erdklumpen abprallt, ist es für den Menschen vielleicht in Ordnung, näher zu kommen. Sie geht Schritt für Schritt auf die Hütte zu. Genau wie erwartet stößt sie dann auf etwas, das wie Wackelpudding federt. Als sie mit dem Finger hineinsticht, bildet sich eine durchsichtige Grube.
Offensichtlich kann sie die Kabine nicht betreten, zumindest nicht im Moment.
Ihr Blick fällt auf den kleinen Teich und ihr kommt eine Idee.
Die Quelle nährt die Früchte und beide könnten magische Stärkungsmittel sein. Ob sie dann aus der Quelle trinken oder die Früchte essen soll, ist eine Frage.
Lin Luoran will jedenfalls ihr Leben nicht riskieren und pflückt sich einen Grashalm, um mit dem Wasser zu spielen. Lange Zeit später ist das Gras immer noch grün. Zumindest beweist sie damit, dass die Quelle nicht ätzend ist.
Sie nimmt sich den Mut, das nasse Gras in den Mund zu stecken. Der Geschmack von Schlamm steigt ihr in den Mund. Aber sie schmeckt auch etwas Süßes. Ist das die Süße des Frühlings? Wie wunderbar!
Lin Luoran hat bisher zu viele seltsame Dinge erlebt. Wenn die Quelle giftig ist, ist es ihr bestimmt, nie eine Protagonistin zu sein. Sie zögert eine Weile und beugt sich schließlich vor und trinkt eine Handvoll Wasser. Sie denkt, dass dieser Ort geheimnisvoll, aber friedlich ist, sodass das Wasser wahrscheinlich ungefährlich sein wird.
Lin Luoran hat seit ihrer Rückkehr von Li Anping kein Wasser mehr getrunken und ist schon lange durstig. Außerdem wurde ihr viel Blut abgenommen. Jetzt fließt Quellwasser ihre Kehle hinunter und sein süßer Geschmack erfüllt ihren Mund. Lin Luoran fühlt sich so wohl, als hätte sie gerade im Hochsommer eine Flasche Eiswasser getrunken. Sie hat keine Angst mehr vor diesem Ort.
Sie konnte nicht anders, als noch etwas zu trinken.
In diesem geheimnisvollen Raum scheint die Sonne und die Temperatur ist genau richtig. Lin Luoran liegt im Gras und wartet darauf, dass ihr etwas Magisches passiert. Es ist so bequem, dass sie nicht einmal aufstehen möchte.
Mit der Zeit schläft Lin Luoran beim Warten fast ein. Sie ist jedoch noch nicht in dem Stadium angelangt, das im Roman über die Situation beschrieben wird, wenn jemand magische Stärkungsmittel einnimmt.
Lin Luoran berührt ihr Gesicht. Ihre Haut ist nicht besonders glatt. Die Rauheit ist unvermeidlich, da sie sich keine teuren Hautpflegeprodukte leisten kann.
Und ihre Hände... Was? Die Risse und Falten, die das kalte Wetter verursacht hat, sind verschwunden.
Ihre Gesichtshaut hat sich nicht verändert, aber ihre Hände sind nach dem Einweichen in der Quelle viel glatter geworden. Ist das die Wirkung der Quelle? Lin Luoran ist aufgeregt. Vielleicht kann ihre ganze Familie von der Quelle leben, was den Zustand ihrer Haut verbessern kann.
Lin Luoran ist nicht gierig. Sie ist froh genug, als sie die Wirkung der Quelle entdeckt!
Diese Entdeckung hat ihre Stimmung gehoben. Lin Luoran steht auf und geht zügig zur Quelle, um den Teich zu untersuchen, der ihre Hoffnung trägt ... Sie ist noch nicht aus dem Schatten der Liebeskummer herausgekommen. Lin Luoran ist mit der Härte der Menschen der unteren Klasse geboren. Dies ist genau der richtige Zeitpunkt für sie, um ihre Aufmerksamkeit auf etwas anderes zu lenken, zum Beispiel auf den mysteriösen Ort oder den kleinen Teich, der ihre Zukunft verändern könnte.
Das Quellwasser sprudelt aus dem Untergrund. Es scheint ein ewiger Teich zu sein.
Lin Luoran kommt eine Idee. Wird das Quellwasser eine außergewöhnliche Wirkung auf Pflanzen haben?
Sie kann es kaum erwarten, es zu versuchen, aber hier gibt es nur Gras und einen Setzling.
Allein der Gedanke daran, das Gras mit dem magischen Quellwasser zu gießen, bereitet Lin Luoran Herzschmerzen.
Dann ... muss es der Setzling sein. Lin Luoran fragt sich, ob diese rote Frucht essbar ist.
Plötzlich bekommt Lin Luoran Hunger. Sie bringt es jedoch nicht übers Herz, die Frucht zu pflücken, denn sie ist so klein und wunderschön.
Sie starrt auf den Teich und aus irgendeinem Grund nimmt sie eine Handvoll Wasser und gießt es über den Setzling.
„Was?“
Lin Luoran konnte nicht anders als zu staunen.
Das Quellwasser sickert sofort in den Boden und die Blätter nehmen alle Wassertropfen auf. Innerhalb einer Minute, sogar im Bruchteil einer Sekunde, beginnt sich der Setzling direkt vor ihren Augen zu verändern.
Die Blätter glänzen. Sie sehen nicht nur grüner aus, sondern glänzen auch wie Jade. Es scheint, als würden sich die Blätter innerhalb kürzester Zeit in Jadeit verwandeln.
Die Blätter glänzen. Etwas wie Nebel steigt auf und umströmt die Blätter. Er umkreist für einen Moment die rote Frucht, bevor diese ihn gierig aufsaugt.
Das Grün der Blätter verschwindet allmählich, während die Frucht noch röter wird. Die Blätter haben nicht mehr die Textur von Jade, aber die Frucht verwandelt sich allmählich in einen Rubin.
Mit einem leisen Knacken fällt die Frucht vom Setzling!
Lin Luoran fängt es auf, bevor es zu Boden fällt.
Sie blickt zurück auf den Setzling. Er ist wieder normal und der ganze Glanz ist verschwunden. Offensichtlich reift die rote Frucht, indem sie die Essenz des Setzlings aufnimmt, was sie so wertvoll macht. Lin Luoran spürt die Wärme der Frucht in ihrer Handfläche. Dieses Ding sieht wirklich nicht wie eine gewöhnliche Frucht aus! Lin Luoran schwankt zwischen dem Essen und dem Wegwerfen.
Sie hält sich jedoch schon eine ganze Weile in diesem Raum auf. Wie kann sie dorthin zurückkehren?
In dem Moment, als ihr dieser Gedanke durch den Kopf ging, bemerkte Lin Luoran, dass sich die Szene vor ihr zu ändern begann. Sie kehrte tatsächlich im Handumdrehen nach Hause zurück und blieb dabei wie zuvor auf der Couch liegen.
Sind das alles ihre Illusionen? Während Lin Luoran darüber nachdenkt, blickt sie auf ihre Hände herab. Die geheimnisvolle Perle ist wieder mit einem Silberfaden um ihre Taille gebunden, weich, aber stark. Es scheint, als käme dieser Silberfaden aus dem Inneren der Perle, denn es gibt keine Verbindung.
Sie findet etwas Warmes in ihrer rechten Hand. Lin Luoran lockert ihren Griff und sieht die rubinrote Frucht.
Die Wärme in ihrer Hand erinnert sie daran, dass das, was sie gerade erlebt hat, kein Traum, sondern ein Abenteuer ist!