Kapitel 2 Ihr neuer Job
Stella und Luna fuhren mit dem Aufzug in die oberste Etage.
Unterwegs war Luna ganz begeistert. Sie erzählte Stella immer wieder von der Firma. „Das Büro des CEO nimmt das gesamte Obergeschoss ein. Es ist für die meisten Mitarbeiter tabu. Nur wer ihm direkt unterstellt ist oder etwas extrem Wichtiges zu tun hat, darf dorthin.“
Stella hörte still zu.
Sie wollte alles über ihren neuen Chef erfahren und war daher dankbar für diesen neuen Vortrag.
Luna hielt plötzlich inne. Dann wandte sie sich an Stella und fragte beiläufig: „Ich habe gehört, Sie haben zuvor in einer der Niederlassungen der Prosperity Group im Ausland gearbeitet. Warum wurden Sie plötzlich in die Zentrale versetzt? Kannten Sie Mr. Clark schon vorher?“
Neugier leuchtete in Lunas Augen. Es war glasklar, dass sie das herausfinden wollte, um Klatsch zu verbreiten.
Noch nie in der Geschichte der Prosperity Group wurde jemand eingestellt oder versetzt, ohne ein Vorstellungsgespräch absolviert zu haben. Tatsächlich dauerte der Einstellungsprozess hier länger als bei den meisten anderen.
Stella hat diesen Rekord gebrochen.
Unter den anderen Mitarbeitern gab es Spekulationen, dass Stella kein gewöhnlicher Mensch sei. Daher wollte Luna wissen, warum der CEO höchstpersönlich Stella versetzt hatte.
Es war keine Neuigkeit, dass die meisten, die sich um diesen Job bewarben, bereits bei der Bewerbungsabgabe scheiterten. Das lag daran, dass Matthew strenge Anforderungen stellte.
In diesem Moment erntete Stellas neugierige Frage Lunas Stirnrunzeln. Sie mochte niemanden, der seine Nase in die Angelegenheiten anderer Leute steckte.
Sie warf einen Blick auf Lunas Arbeitsausweis und sagte kühl: „Soweit ich weiß, sollen PR-Profis einen hohen EQ haben. Normalerweise sind sie bei der Arbeit voll bei der Sache.“
Sie hat lediglich gesagt, dass Luna zu weit gegangen sei.
Sobald Stella zu Ende gesprochen hatte, blieb der Aufzug im obersten Stockwerk stehen.
Stella ging hinaus, ohne ihre Begleiterin anzusehen.
Lunas Gesicht verfinsterte sich angesichts dieser Worte.
Sie biss die Zähne zusammen und starrte Stella wütend in den Rücken, als sie aus dem Aufzug stieg.
Für wen hielt sich diese Neue? Wie konnte sie es wagen, einen solchen Ton anzuschlagen, wenn sie mit ihr sprach?
Die beiden warteten vor dem Büro.
Luna warf einen Blick auf ihre Uhr und ging in eine Ecke, um zu telefonieren. Als sie zurückkam, sagte sie zu Stella: „Mr. Clark ist noch unterwegs. Wir müssen noch ein wenig warten.“
Stella nickte verständnisvoll.
Ein paar Sekunden lang sagte niemand ein Wort. Plötzlich meldete sich Luna in beiläufigem Tonfall zu Wort: „Wollen Sie wissen, warum Mr. Clark zu spät kommt?“
Luna war immer noch wütend auf Stella, weil sie sie zum Schweigen gebracht hatte, und wollte die Sache richtigstellen. Sie wollte Stella dazu bringen, von ihrem hohen Ross herunterzukommen.
Stella war es völlig egal, was ihr Chef außerhalb des Büros tat. Daher reagierte sie nur mit Schweigen.
Luna verstand den Wink nicht und sagte mit genervter Stimme: „Sehen Sie, seine Frau ist erst heute zurückgekommen. Er hat seine ganze Arbeit für heute liegen gelassen, nur um sie vom Flughafen abholen zu können. Er ist so ein süßer Ehemann!“
Mit verträumten Augen verschränkte Luna die Arme vor der Brust und fügte voller Bedauern und Bewunderung hinzu: „Es ist so schade, dass er so früh geheiratet hat. Seine Frau ist eine glückliche Frau. Ich frage mich, wie sie ist.“
Diese Worte erinnerten Stella plötzlich daran, was ihr heute früher passiert war.
Es schien, als hätten manche Frauen Glück, einen guten Ehemann zu haben. Ihr Chef, Mathew, schien besser zu sein als Maverick.
Nachdem sie fast eine Stunde am Flughafen gewartet hatte, schickte Maverick ihr eine kurze Nachricht, dass er es nicht schaffen könne, weil er beschäftigt sei.
Was für eine lächerliche Ausrede! Könnte er beschäftigter sein als der CEO der Prosperity Group?
Plötzlich klingelte der Aufzug.
Luna strich schnell ihre Kleidung glatt und fuhr sich mit den Fingern durchs Haar. Nachdem sie ein Lächeln aufgesetzt hatte, zog sie Stella zu sich.
Die Aufzugstüren öffneten sich langsam.
Ein Mann, der einen maßgeschneiderten Anzug trug, kam mit einer Hand in der Tasche auf sie zu.
Er hatte lange Beine, die ihm große Schritte ermöglichten. Seine Schultern waren breit, aber seine Taille war etwas schmal. Seine kantigen Gesichtszüge waren wie die eines muskulösen und heißen Models.
Stella schätzte, dass er über 1,80 Meter groß war.
Die edle Aura, die er ausstrahlte, war sehr stark. Stella konnte ihre Augen nicht von ihm abwenden.
„Guten Tag, Mr. Clark.“
Lunas Stimme unterbrach Stellas Beobachtung.
Mit einer kleinen Verbeugung stellte sich Stella vor. „Hallo, Mr. Clark. Ich bin die PR-Expertin, die von der ausländischen Niederlassung hierher versetzt wurde. Mein Name ist Stella Anderson.“
Bei diesem Namen hob Matthew überrascht die Augenbrauen.
Der Name kam ihm bekannt vor. Allerdings konnte er nicht sagen, wo er ihn gehört hatte.
Seine Augenbrauen zogen sich in subtiler Verwirrung zusammen. Im nächsten Moment deutete er auf eine Tür. „Lass uns in meinem Büro reden.“
Damit betrat er das Büro.
Stella folgte ihm ohne zu zögern hinein.
——
Matthew saß an seinem Schreibtisch und überflog die Akte in seiner Hand.
Er hatte Stella speziell als seine persönliche PR-Beauftragte ausgewählt, weil sie im vergangenen Jahr in der Filiale Großes geleistet hatte. Aus ihren Leistungen ging hervor, dass sie dem Unternehmen aus mehreren Situationen geholfen hatte, die seinem Ruf hätten schaden können.
Und was noch wichtiger ist …
Matthew blätterte zur letzten Seite ihres Lebenslaufs und kniff die Augen zusammen.
„Du kannst entwerfen?“
Seine tiefe Stimme durchbrach die bedrückende Stille im Büro.
Stella dachte, das wäre das Letzte, was er sie fragen würde. Nachdem sie die Überraschung überwunden hatte, nickte sie. „Ein bisschen.“
Matthew hob den Blick, blickte in ihr ruhiges Gesicht und fragte weiter: „Sie sind PR-Expertin. Was hat Design mit Ihrer Arbeit zu tun? Warum hatten Sie das Bedürfnis, Designentwürfe in Ihren Lebenslauf aufzunehmen?“
Auf diese Frage war Stella gut vorbereitet.
Sie setzte sich aufrecht hin und antwortete selbstbewusst: „Die Prosperity Group versucht, die Bekleidungsindustrie zu erobern. Als PR-Profi gehört es zu meinen Aufgaben, das Markenimage zu vermarkten. Deshalb habe ich ein paar Designentwürfe angefertigt, die man gut gebrauchen könnte.“
Matthew nickte nachdenklich.
Er schloss die Akte und legte sie in eine Ecke seines Schreibtischs. Danach wandte er sich an Luna und befahl: „Sorg dafür, dass sie sich einrichtet. Dann gib ihr eine Aufgabe.“
Luna war überrascht.
War das alles, was Matthew zu sagen hatte?
Obwohl Luna überhaupt nicht erfreut war, antwortete sie höflich: „Ja, Mr. Clark.“
Stella stieß einen Seufzer der Erleichterung aus, als sie das Büro verließ.
Sie lockerte ihre geballten Fäuste und ihre Handflächen schwitzten bereits.
Beim Gedanken an das kalte und strenge Gesicht des CEOs wurde Stella wieder nervös. Sie hatte das Bauchgefühl, dass die Arbeit unter ihm schwieriger sein würde, als sie dachte.