Kapitel 105
Kent wartet nicht, bis ich die Stufen zum Haus hinaufgestiegen bin. Stattdessen geht er vor mir hinein und ich folge ihm brav.
Mir dreht sich heute schon zum zweiten Mal der Magen um, diesmal allerdings aus ganz anderen Gründen. Ehrlich gesagt würde es mir besser gehen – ich würde es besser verstehen –, wenn Kent vor mir ausrasten würde. Mich anschreien, die Fassung verlieren, mir Befehle erteilen würde.
Aber dieser Kent? Der ruhige, kontrollierte, überlegte Kent?
Er ist derjenige, vor dem ich Angst habe.
Ich schaue auf meine Füße, während ich die Stufen hinaufsteige, und fühle mich wie das unartige Schulmädchen, das gleich angeschrien wird, weil es die Regeln bricht. Der angenehme Rausch, den der Tequila in meinem Kopf erzeugt hat, wird von meiner Angst und meinem Adrenalin weggewischt. Es ist, als wüsste mein Körper, dass ich mich jetzt konzentrieren muss, um ihm gegenüberzutreten.