Kapitel 1
Es ist heiß. Warum fühlt es sich an, als würde ich verbrennen?
Charlotte Windt hatte das Gefühl, schon sehr lange ziellos durch die Wüste zu laufen. Sie wollte nur ihren Durst löschen.
Die eisigen Lippen eines Mannes bedeckten ihre, als er sie verschlang und ihr eine kurze Atempause von der Hitze verschaffte. Sie streckte die Arme aus, schlang ihre Arme um seinen Hals und saugte gierig an seinen Lippen.
Lautes Stöhnen und Keuchen schallte bald durch den Raum. Ihre Schatten an der gegenüberliegenden Wand überlagerten sich mit brennender Leidenschaft.
Da es nur schwach war, konnte Charlotte das Gesicht des Mannes nicht deutlich erkennen. Das Einzige, was ihr auffiel, war, wie grausam er im Bett war. Er nahm sie bis zum Morgengrauen brutal mit.
Als die Dämmerung anbrach, ging er fort.
Charlotte öffnete benommen die Augen. Sie sah ein verschwommenes Bild vom Rücken eines Mannes und dem bösartigen Wolfskopf-Tattoo auf seinem Rücken.
Es war die Tätowierung eines heulenden Wolfes mit weit geöffnetem Maul, als würde er jeden Moment seine Beute verschlingen.
Beim Anblick dieser Tätowierung spürte sie, wie ihr Herz vor Angst raste.
...
Charlotte hatte einen Traum. Darin verwandelte sie sich in eine Rebe, die sich um einen riesigen Baum wand und sich nicht befreien konnte.
Als sie wieder zu Bewusstsein kam, schmerzte ihr Körper schrecklich.
Charlotte setzte sich im Bett auf, eine Hand auf dem Kopf, und versuchte, ihre rasenden Kopfschmerzen zu lindern. Sie sah das Durcheinander auf dem Bett und ein zerrissenes Männerhemd auf dem Boden. Sie war vor Schreck wie erstarrt und zerbrach sich den Kopf, um sich an die Ereignisse der letzten Nacht zu erinnern.
Auf ihrer Verlobungsfeier hatte ihr Verlobter sie betrogen. Sie war kurz vor einem Nervenzusammenbruch, als ihre Cousine Luna White sie zu Sultry Night mitnahm, um ihren Kummer durch einen Drink zu ertränken.
Völlig betrunken verkündete sie, dass sie sich an ihrem Verlobten rächen wolle. Luna organisierte ihr sofort einen männlichen Begleiter.
Als Charlotte die Ereignisse der letzten Nacht bewusst wurden, griff sie sich geschockt an die Brust. Oh Gott! Ich habe meine Jungfräulichkeit an einen Fremden verloren!
Frustriert griff sie sich an die Haare.
Nach langer Zeit erwachte sie endlich aus ihrer Trance und zog sich hastig ihre Kleider an. Als sie aus dem Hotel eilte, drängte sich eine Gruppe von Reportern um sie.
Begleitet vom grellen Blitzlicht der Kameras stellten die Reporter harsche Fragen.
„Frau Windt, stimmt es, dass Sie die Nacht mit einem männlichen Escort von Sultry Night verbracht haben, weil die Sterlings die Verlobung gelöst haben?“
„ Frau Windt, ist Ihnen bekannt, dass es sich bei dem männlichen Begleiter um einen Transvestit handelt?“
„ Frau Windt, wussten Sie, dass Ihr Vater pleite ist?“
„ Frau Windt, wir haben gerade die Nachricht erhalten, dass Ihr Vater Selbstmord begangen hat. Er ist vom Firmengebäude gesprungen.“
Charlottes Gedanken wurden leer, als hätte sie gerade der Blitz getroffen. Sie rannte sofort hinaus, wurde aber von einem Auto bewusstlos geschlagen.
Am nächsten Morgen waren die Schlagzeilen voll mit den Nachrichten über Charlotte und ihren Vater. Richard Windt, der reichste Mann in H City, geht bankrott und begeht Selbstmord. Hector Sterling verlässt die Tochter von Richard Windt – Charlotte Windt verbringt eine Nacht im Club mit einem transvestitischen männlichen Escort.
Beide Eilmeldungen sorgten sofort für Schlagzeilen.
Charlotte, einst eine reiche Erbin, wurde über Nacht zu einer verachtenswerten und unmoralischen Schlampe. Sie hatte alles verloren, von ihrer Familie bis zu ihrem Ruf.
...
Zehn Monate später hörte man in einer unscheinbaren Klinik auf dem Land lautes Babygeschrei.
Frau Berry hielt ein Baby in den Armen und eilte begeistert auf Charlotte zu. „Herzlichen Glückwunsch, Miss . Sie haben Drillinge zur Welt gebracht. Zwei Jungen und ein Mädchen!“
...
Vier Jahre später, am Bahnhof von H City.
Charlotte kam mit ihren Kindern und Mrs. Berry in der Stadt an.
Die rundliche Mrs. Berry trug zwei große Gepäckstücke und schwankte beim Gehen.
Charlotte hatte einen Jeans-Rucksack über der Schulter, als sie sich mit ihren drei Kindern aus dem geschäftigen Bahnhof zwängte.
Für andere wirkten sie wie eine arme Familie vom Land, die in die Stadt kam, um von ihren Verwandten abhängig zu sein.
„ Aus dem Weg, Landei!“
Eine Frau im Pelzmantel schubste Frau Berry grob von sich und beschimpfte sie.
Charlotte wollte der Frau gerade eine Standpauke halten, als neben ihr eine Flotte von Luxusautos anhielt.
Bevor irgendjemand reagieren konnte, stiegen Dutzende Leibwächter aus ihren Fahrzeugen und bildeten zwei ordentliche Reihen.
Sie verbeugten sich tief und riefen im Chor: „Willkommen zurück, Mrs. Sterling!“