Kapitel 66 Sie verdient es nicht, eine Mutter zu sein
Nachdem sie Wasser getrunken hatte, kehrte Ayla in ihr Zimmer zurück. Dann zog sie sich um und legte sich aufs Bett. Das Licht in ihrem Zimmer war aus, sodass sie die weite weiße Schneefläche vor dem Fenster deutlich sehen konnte. Ihre Lippen verzogen sich zu einem bitteren Lächeln, als sie ein silbernes Messer hervorholte. Es glänzte in der Dunkelheit. Ohne zu zögern ließ sie die scharfe Klinge schwer über ihr Handgelenk gleiten, sodass augenblicklich Blut herausströmte.
Tat es weh? Sie hatte schon viel schmerzhaftere Erfahrungen gemacht als diese. Ihr Körper war bereits taub und schmerzempfindlich. Als ihre Augenlider schwerer wurden, murmelte sie vor sich hin: „Baby, Mama wird dich gleich sehen. Wir werden bald zusammen sein. Warte auf Mama, okay?“
Nachdem sie ihr Baby verloren hatte, sah sie keinen Grund mehr, weiterzuleben. Und sie dachte immer, ihr Baby müsse allein in der anderen Welt sein, also müsse sie dort sein. An einem so kalten Tag musste sie bei ihrem Baby bleiben.
Sie war entschlossen, ihrem Leben ein Ende zu setzen, und kümmerte sich deshalb um nichts anderes mehr.
Mit der Zeit fühlte Ayla, wie ihr Körper immer leichter wurde. Es war, als würde sie gleich in der Luft schweben.