Kapitel 5 Die Hochzeit naht
„Ich verstehe.“ Rosina lächelte ironisch.
Ihre Heirat mit Caldwell war lediglich ein Teil der Abmachung. Sie hatte kein Recht, sich in sein Privatleben einzumischen.
Außerdem fühlte sich Rosina wohler, wenn er nicht da war.
Erst dann sah Rosina sich ihre Umgebung genauer an. Das Schlafzimmer war geräumig und die Einrichtung war minimalistisch, aber gemütlich, mit einem schwarz-weißen Farbschema und luxuriösen, aber nicht protzigen Möbeln. Es war eindeutig das Schlafzimmer eines Junggesellen.
„Das ist Mr. Walshs Zimmer“, erklärte Sabina lächelnd, als sie sah, wie Rosina die Einrichtung des Zimmers bewunderte.
Rosina öffnete den Mund und wollte beinahe darum bitten, in einem anderen Zimmer zu bleiben, doch am Ende konnte sie nur nicken.
Später in der Nacht wälzte sich Rosina im Bett hin und her. An einem fremden Ort konnte sie kaum einschlafen, also gab sie auf und suchte auf ihrem Handy nach Jobs.
Nur mit einem Job konnte sie ein stabiles Leben führen, gut für ihre Mutter sorgen und ihrem Baby eine bessere Zukunft bieten.
Plötzlich sah Rosina eine Stellenanzeige für einen Übersetzer. Zu ihrer Überraschung suchte das Unternehmen einen Übersetzer, der die Muttersprache Asiceas beherrschte.
Asicea war das fremde Land, in das Perry sie und ihre Mutter verbannt hatte.
Noch überraschender war die gute Bezahlung.
Also bewarb sich Rosina sofort um die Stelle.
Nachdem sie ihren Lebenslauf abgeschickt hatte, legte sie ihr Telefon weg und schlief allmählich ein.
Draußen erhellte ein weißer Lichtstrahl den Hof, als ein Maybach vor der Villa zum Stehen kam.
Bald darauf taumelte Caldwell in den Raum.
Er zupfte unbehaglich an seinem Kragen, schenkte sich ein Glas Wasser ein und trank es auf einmal aus, um das Brennen in seinem Hals zu lindern.
Er hatte auf Sonjas Geburtstagsparty viel getrunken.
Normalerweise war er trinkfest, aber jetzt war er betrunken.
Caldwell rieb sich die Stirn und ging zu seinem Bett. Ohne viel darüber nachzudenken, ließ er sich aufs Bett fallen und schlief sofort ein.
Die schlafende Rosina spürte, wie sich im Bett etwas regte, doch sie dachte sich nichts dabei und schlief weiter.
Am Morgen
Sonnenstrahlen fielen wie goldene Fäden herein und erhellten den ganzen Raum.
Im Bett lag eine Frau, zusammengerollt in den Armen des Mannes, und schlief tief und fest.
Für einen Außenstehenden sahen sie vielleicht wie ein süßes Paar aus.
Caldwell öffnete langsam die Augen. Sein Kopf dröhnte. Gerade als er sich im Bett aufsetzen wollte, merkte er, dass sein Arm von etwas nach unten gezogen wurde.
Er drehte den Kopf zur Seite und sah eine Frau, die sich in seinen Armen zusammengerollt hatte.
Ihre Haut war makellos und ihre Wimpern waren wie die Flügel eines Schmetterlings gebogen. Ihre rosigen Lippen öffneten sich leicht, während sie gleichmäßig atmete.
Sie lag auf der Seite. Durch den Ausschnitt ihres Pyjamas konnte er vage ihre runden Brüste erkennen.
Sein Adamsapfel konnte nicht anders, als auf und ab zu wippen. In diesem Moment verspürte er einen Impuls, den er nie gespürt hatte, als er mit Sonya zusammen war. Er hätte nicht gedacht, dass eine Frau, die er nur zweimal gesehen hatte, ihn so erregen würde.
Rosina befand sich unterdessen mitten in einem spannenden Traum. Sie träumte, dass sie von einem wilden Löwen angestarrt wurde, als wäre sie seine Beute.
Schließlich erwachte sie unruhig aus ihrem Traum.
Doch in der Sekunde, in der sie die Augen öffnete, sah sie einen Mann, der sie anstarrte.
Ihr halb schlafender Geist war für einen Moment völlig leer.
Plötzlich riss sie die Augen auf und fragte: „Warum bist du in meinem Bett?!“
Caldwell schaute ruhig weg und hob die Decke hoch. „Das ist mein Bett.“
Rosina wollte etwas erwidern, doch als sie sah, wo sie war, blieben ihr die Worte auf der Zunge liegen.
„Ich dachte, du wärst unterwegs und feierst den Geburtstag deiner Freundin? Warum bist du zurückgekommen?“ Rosina sprang aus dem Bett und ging ein paar Schritte zurück.
Sabina hatte ihr gesagt, dass Caldwell nicht zu Hause sein würde, also hatte sie ihre Wachsamkeit fallen lassen.
Als sie daran dachte, dass sie letzte Nacht neben ihm geschlafen hatte, glühten ihre Wangen.
Sie senkte verlegen den Kopf.
Caldwell knöpfte sein Hemd auf und warf einen Blick auf die aufgeregte Frau, die in der Ecke stand. Mit einem schelmischen Lächeln fragte er: „Ist der Geburtstag meiner Freundin wichtiger als meine Hochzeitsnacht?“
Dies machte Rosina sprachlos.
Ihre Ehe war nur eine Abmachung. Sie waren kein richtiges Paar. Von welcher Hochzeitsnacht sprach er?
Aber bevor sie erwidern konnte, zog Caldwell sein Hemd aus.
Rosina drehte sich hastig um. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass der Mann vor ihr seine Kleider ausziehen würde.
Seit jener schicksalshaften Nacht war sie Männern gegenüber besonders abweisend eingestellt.
Sie sagte schnell: „Ich gehe zuerst raus.“
Dann rannte sie aus dem Schlafzimmer, ohne eine Antwort abzuwarten.
Caldwell zuckte die Achseln und ging ins Badezimmer, um zu duschen.
Als er anschließend ein paar Kleidungsstücke aus dem Kleiderschrank holen wollte, stieß er versehentlich eine Reisetasche um.
Alle Sachen aus der Tasche fielen heraus.
Er hielt inne und fragte sich, ob es Rosina gehörte.
So eine Frechheit. Sie hatte keine Skrupel, ihre Sachen in seinem Kleiderschrank zu verstauen.
Caldwell grinste höhnisch und kniete nieder, um die Sachen vom Boden aufzuheben. Plötzlich erhaschte er einen Blick auf ein Dokument aus dem Krankenhaus.
Er runzelte die Stirn und hob es auf.
Rosina Bentley, weiblich, 18 Jahre alt, sechste Schwangerschaftswoche.
Diese Frau war schwanger?!