Kapitel 11
Das verräterische Knurren eines Raubtiers wird lauter, als es sich aus der Dunkelheit nähert. Ich dränge meine Füße zum Laufen, doch sie weigern sich. Ich versuche, einen Schrei hervorzubringen, doch er will nicht kommen. Ich kann nur schwer atmen, Panik packt mich. Meine Beine beginnen unter der Last meiner Angst zu zittern.
„Bleib liegen“, flüstert eine Stimme hinter mir. Ich will antworten, dass ich mich nicht bewegen könnte, selbst wenn ich wollte, aber mir fehlen die Worte. Hinter mir höre ich ein Zischen, dann taucht ein riesiger Hund neben mir auf und knurrt aggressiv zurück auf das Raubtier, das im Schatten lauert. Der Hund stellt sich schützend vor mich, sein dickes schwarzes Fell glänzt im Mondlicht. Er schleicht sich vor, knurrt und schnappt mit den Kiefern. Dann sehe ich ihn: leuchtend blaue Augen tauchen aus den Schatten auf. Er kommt hervor, um meinen Beschützer herauszufordern. In diesem Moment wird mir klar, dass das nicht nur große Hunde sind, sondern verdammte Wölfe! Warum sind hier Wölfe? Meine Gedanken schweifen zurück zu den Büchern, die ich gelesen habe. Die Originale waren seelengebunden an die Wolfsgeister. Eine der Gaben eines Grauen war die Gestaltwandlung. Das sind nicht einfach Wölfe, es sind Graue. Es sind Menschen, und einer von ihnen will mich töten. Ich habe den leisen Verdacht, wer der mörderische Wolf ist. „Jack“, der Name entfährt mir, als ich ihn denke. Das Knurren verstummt. Der Wolf, den ich für Jack halte, starrt mich neugierig an, bevor er wimmert und wieder in den Schatten verschwindet. Ich suche die Dunkelheit nach einer Spur ab, aber er scheint verschwunden zu sein.
„Wie kann mir ein Mädchen in so kurzer Zeit so viel Drama bereiten“, blafft Mr. Collins. Ich blicke zurück zu meinem beschützenden Wolf und frage mich, ob er Mr. Collins für mich in den Hintern beißen könnte, aber der Wolf ist verschwunden. An seiner Stelle steht Mr. Collins. Er war mein Beschützer. Großartig. Mir fehlt im Moment die Kraft, mir eine freche Antwort auszudenken. Ich stolpere zum Brunnen, setze mich an den Rand und versuche, wieder zu Atem zu kommen und zu verarbeiten, was gerade passiert ist.