Kapitel 2: Aus der Hölle klettern
Die Zeit stand plötzlich still.
Maurice Moran blickte auf das Kind hinab, das sich an sein Bein klammerte.
Das kleine Mädchen war entzückend. Ihr Gesicht war rosa und ihre Augen bildeten zwei perfekte Halbmonde. Maurice konnte sein Spiegelbild in ihren süßen Augen sehen.
Er war wie benommen und konnte seinen Blick nicht von ihr abwenden.
Er hatte noch nie ein so süßes Kind gesehen. Tatsächlich fand er sie so bezaubernd, dass er sie am liebsten sofort mitgenommen hätte.
Als er wieder zu sich kam, fragte er das kleine Mädchen sanft: „Wo ist deine Mutter?“
Auf der anderen Seite des Flughafens suchte Eliana in Panik nach ihren vermissten Kindern.
Plötzlich hörte sie hinter sich eine vertraute Männerstimme.
„Eliana!“
Eliana blieb wie angewurzelt stehen.
Als sie sich umdrehte, sah sie einen Mann, der einen großen Strauß leuchtender Rosen in der Hand hielt und sie direkt anstarrte.
Dann nahm sie ihre Sonnenbrille ab und sah das Gesicht des Mannes deutlich.
Es war kein anderer als Asher.
Ihr Herz schien in ihrer Brust stehen zu bleiben und das Blut in ihrem Körper gefror. Sie hätte diese Stimme überall erkannt, sogar in der Hölle.
Eliana drehte sich um und nahm langsam ihre Sonnenbrille ab. Sie konnte das hübsche Gesicht des Mannes gut erkennen.
„Eliana, oh mein Gott! Du bist es wirklich …“
Asher fragte sich, ob er träumte. Er konnte nicht anders, als seine Hand auszustrecken und das schöne Gesicht zu berühren, an das er Tag und Nacht dachte.
„Was zum Teufel machst du da?“
Ein schriller Schrei unterbrach ihren Austausch.
Erst dann zog Asher seine Hand zurück, als wäre er gerade heftig aus einem schönen Traum geweckt worden.
Eliana blickte in die Richtung des Schreis. Ein schelmisches Lächeln umspielte ihre Mundwinkel.
Das war perfekt! Asher und Erica!
Ihre Feinde hatten sich zusammengeschlossen, was ihr die Mühe ersparte.
„Was zum Teufel glaubst du, wer du bist, du Schlampe? Wie kannst du es wagen, meinen Mann zu verführen? Du –“
Erica verstummte plötzlich. Ihre Augen weiteten sich wie Untertassen, als sie entsetzt auf Eliana zeigte und völlig sprachlos war.
„ Ist das der Geist von Eliana? Hat sie Eliana nicht selbst ins tosende Meer geworfen?“
„Eliana, bist du das? Bist du ein Geist oder ein Mensch?“
Eliana hob die Augenbrauen. Die Mundwinkel ihrer leuchtend roten Lippen wölbten sich leicht nach oben. Sie sah tatsächlich aus wie ein unheimlich schöner Geist.
„Der Tod hat mich nicht aufgenommen. Stattdessen ließ er mich aus der Hölle klettern, um dich zu finden.“
Ihre Worte ließen Erica einen Schauer über den Rücken laufen und auf ihrem ganzen Körper bildete sich eine Gänsehaut.
Die Szene von vor fünf Jahren war ihr noch immer klar vor Augen. Sie hatte Elianas Finger nacheinander vom Seil gezupft, bis sie losließ und ins Meer stürzte.
Ist Eliana wirklich gekommen, um Rache zu nehmen?
Der Gedanke ließ Erica zittern.
Asher schien nicht zu bemerken, dass Erica sich seltsam verhielt. Er starrte Eliana nur besessen an.
und wollte nichts anderes, als ihre Hand halten.
„Eliana, ich bin so froh, dass du am Leben bist. Dieses Mal werden wir nie wieder getrennt, okay?“
Immer noch lächelnd trat Eliana einen Schritt näher an Asher heran, was sein Herz rasen ließ.
Doch im nächsten Moment bekam er eine heftige Ohrfeige.
Eliana rieb sich die gerötete Handfläche und sagte tonlos: „Reden Sie keinen Unsinn. Sagen Sie mir, waren Sie an der Pleite der Pierce Group beteiligt?“
Asher war von der Ohrfeige fassungslos und Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben, als er Elianas Frage hörte. Bevor er klar denken konnte, platzte es aus ihm heraus: „Woher wussten Sie das?“
Eliana grinste kalt und bemerkte: „Fragen Sie Ihre Frau.“
Asher schaute Erica an und kniff misstrauisch die Augen zusammen.
„Eliana, versuch nicht, meinen guten Namen zu ruinieren!“ Erica rang ängstlich die Hände.
„Meine Damen und Herren, dies ist eine Notfallmeldung. Hier in der Flughafen-Servicehalle befinden sich ein Junge namens Adrian Pierce und ein Mädchen namens Aileen Pierce. Könnten die Eltern der Kinder sie bitte so schnell wie möglich abholen? Nochmals, dies ist eine Notfallmeldung …“
Adrian, Aileen!
Als Eliana die Sendung hörte, ließ sie das Dreckspaar stehen und rannte, so schnell sie konnte, zum Gottesdienstsaal.
Asher schien ihr folgen zu wollen, aber Erica hielt ihn davon ab. Lange Zeit in Gedanken versunken sah er Eliana nach, wie sie davonlief.
Als Erica die Sehnsucht im Gesicht ihres Mannes sah, biss sie hasserfüllt die Zähne zusammen.
Als Eliana den Gottesdienstraum erreichte, sah sie Aileen und Adrian auf zwei Stühlen sitzen.
„Oh, meine Babys! Ich hatte solche Angst. Ich dachte, ich würde euch beide verlieren.“
Sie ging schnell zu ihnen, um sie zu umarmen. „Wo seid ihr beide hingelaufen?“
„Ich habe nach unserem Papa gesucht!“, sagte Aileen mit Aufregung in der Stimme.
„Papa? Wer?“ Eliana war fassungslos.
„Das ist alles Aileens Schuld. Sie hat vorhin einen gutaussehenden Typen gesehen und ihn ‚Papa‘ genannt“, grummelte Adrian.
Als Eliana das hörte, machte sie sich über das impulsive Verhalten ihrer Tochter Sorgen.
„Aileen, tu das nie wieder. Es ist gefährlich. Verstehst du?“
Aileen nickte gehorsam.
Eliana seufzte und verneigte sich vor dem Stab neben ihr.
„Tut mir leid, Sie gestört zu haben. Wer hat die Kinder hierher geschickt? Ich möchte ihm für seine Freundlichkeit danken.“
Das Personal lächelte sie an und antwortete: „Ihre Kinder haben so viel Glück, einen gutherzigen, prominenten Mann kennengelernt zu haben. Der CEO der Moran Group war derjenige, der sie hierher gebracht hat.“
Als Eliana das hörte, stockte ihr das Herz. Sie schnappte sich ihre Kinder und rannte hinaus, was die Zwillinge in Angst und Schrecken versetzte.
Doch als sie hinauslief, war der Mann bereits verschwunden. Sie sah nur noch einen Maybach an ihnen vorbeifahren.
Im Auto saß ein Mann. Als er an ihnen vorbeifuhr, kurbelte er das Autofenster hoch.